Archivieren: Nein - Danke?!

Per Zufall fiel mein Auge auf eine Meldung in einer PC-Zeitschrift: "ISO-Logo: so lange hält ein Rohling". Naja, erst einmal scherzhaft verstanden als "gibt es jetzt ein Verfallsdatum für DVD-Rohlinge im Shop?"

Aber dann doch ernsthaft: Wie lange sind Daten, selbst auf eine DVD gebrannt, haltbar. Die Fragestellung gilt gleichermaßen auch für CDs usw. Die Kauf-CDs/DVS sind anders hergestellt und fallen erst mal aus der Betrachtung. Also, wie sicher und vor allem wie lange sicher sind die Daten auf einer DVD?

Damit Vergleiche möglich sind, ist es sinnvoll, eine Normung für das Messverfahren zu haben. Das ist die Botschaft der Meldung. Die ECMA ist eine Organisation, die sich für Standards einsetzt, sie vorbereitet usw. und diese Organisation hat eine Meldung zu dem Prüfverfahren von optischen Datenträgern (ECMA-379) im Februar verfasst, die nun zur ISO/IEC 10995-Norm erhoben wurde. Ziel des Ganzen: Wenn ein Hersteller seine Angaben zu Haltbarkeit gemäß ISO/IEC 10995 macht, dann weiss man nun, nach welchen Verfahren sie zu dieser Aussage gekommen sind. Da man ja keine Langzeiterfahrungen hat, muss man eine besondere Umgebung (Tempertur, Luftfeuchtigkeit) herstellen, eine Gruppe von DVDs testen und anhand der Trendwerte eine Haltbarkeit prognostizieren. Dabei ist es interessant, dass die Alterungsprognose hauptsächlich von der Höhe der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit abhängig gemacht wird. Das ist auch von anderer Seite schon festgestellt worden. Was mich verblüfft hat, ist die dort gefundene Prognose: 10°/25% ca. 75 Jahre, 28°/50% ca. 2 Jahre. Das die Umgebung so stark auf die Haltbarkeit wirkt, ist schon bemerkenswert und sollte auch für die eigene Lagerung von DVDs beachtet werden.

Daneben gibt es ja auch noch andere Faktoren wie UV-Strahlung, mechanische Belastungen (Kratzer, Staub, Fliehkräfte usw.) und chemische Einwirkungen (Verunreinigungen in der Luft, Weichmacher im Kunststoff, Reinigungslösungen, Reaktionen zwischen den einzelnen Beschichtungen usw.) zu berücksichtigen. Wenn man dann noch die Aufnahmesituation einbezieht: irgendein Laufwerk eines Herstellers kombiniert mit irgendeinem Rohling (Kalibrierung, Brennrezepte, Brenngeschwindigkeit), dann wird klar, dass bei der Aufnahme eigentlich schon viel falsch gemacht werden kann und nicht die Alterung alleine die Wiedergabequalität nach Jahren nach unten zieht.

Tests und Qualitätssiegel können so schon eine Auswahlhilfe dabei sein. In vielen Foren kann man die Diskussion darüber verfolgen, welcher Brenner, welche Firmware, welche Aufnamesoftware mit welchen Rohlingen und Rohlingstypen (DVD-RAM, DVD-RW, DVD-R, plus/minus) am besten miteinander kombiniert werden sollten. Und auch der Rezepte zur Vermeidung von fehlerhaften Aufnahmen gibt es viele: doppelte Medien, keine Aufkleber, Brennen und nach 48-Stunden testen, nicht die maximale Brenngeschwindigkeit, aber auch nicht weniger als 50% der Geschwindigkeit, die Brenner und Medien können. Aber die Angst vor dem Verlust der gespeicherten Daten, Bilder usw. bleibt.

Alternativen werden angeboten: Sicherung auf Festplatte, auf Memory-Speicher (Sticks), MO-Datenträger. Sogar die alten ZIP-Laufwerke werden erwähnt. Aber auch die Erfahrung, dass selbst RAID-Einheiten nicht nicht fehlerfrei sein müssen bzw. anderen Gefahren ausgesetzt sein können (Viren, Controller-Crash). Nebenbei bemerkt habe ich etwas ältere Platten (40MB hihi) versucht wieder mal zu lesen: außer Knirschen im Laufwerk war nichts mehr zu machen. Und sie lagerten in einer nicht häufig genutzten Schublade. Meine alten Wechselplatten (anno 1995) sind auch kaum mehr zu lesen, von Disketten ganz zu schweigen. Jaja, ich habe noch Diskettenlaufwerke :).

Was also tun, wenn man seine digitale Schätze erhalten möchte und sich nicht der Meinung anschließen will, dass sowieso nichts für die Ewigkeit ist. Man muss wohl oder übel über eine regelmäßige Umkopiererei nachdenken. Also alle 2 Jahre lesen und auf neue Datenträger schreiben. Dass nun externe Wechselplatten an erster Stelle stehen, ist nicht verwunderlich, da sie zur Zeit große Kapazitäten zu geringen Kosten bereitstellen und mit einen minimalen Kopieraufwand verbunden sind. Dateisystem? Ich glaube, NTFS oder ein Linux-Format sind zur Zeit ok. Aber das kann man ja auch immer wieder neu festlegen. Dateinamen nicht länger als 128 Zeichen - daran hat man sich ja auch bei CD schon gewöhnen müssen. Eine oder zwei Kopien? RAID? Ja! JA, wenns sicher sein soll. Auch eine DVD-nach-DVD-Kopiererei mag sinnvoll sein. Es ist halt aufwendiger, hat dafür aber andere Qualitäten. Man denke an Laufwerkprobleme, oder wenn der Datenträger defekt ist, dann sind es halt nicht alle (DVDs). Außerdem kann man bei nur einmal-beschreibbaren DVDs (eher) davon ausgehen, dass zwischenzeitlich nichts gelöscht oder verändert wurde. Aber immer daran denken, dass eine oder zwei Tage nach der Aufnahme nochmal eine Prüfung der DVDs (z. B. CD-DVD-Speed) gemacht werden sollte, sonst stellt man sich schon Schrott ins Regal.

Ein Beitrag in einem Forum zu diesem Thema hat mich auch noch nachdenklich gemacht. Der Autor geht davon aus, dass wir uns von der ich-kauf-mir-eine-DVD-und-stell-sie- ins-Regal bzw. ich-mach-eine-Sicherung-und-habs-für-immer Mentalität bald verabschieden müssen und uns daran gewöhnen, dass wir die Dinge nicht mehr haben (besitzen) werden, sondern nur noch nutzen können. Ein anderer Autor fragt nach einem Provider, der ihm garantiert, dass seine hoch geladenen Daten langzeit archiviert werden. Auch ein Aspekt über den man intensiv nachdenken muss.